Unternehmenswert: Wichtige Faktoren und Verfahren zur Berechnung

Sie haben in unserer Nachfolgebörse ein Unternehmen gefunden, das Sie zu kaufen beabsichtigen? Oder Sie haben einen möglichen Käufer oder eine Käuferin für Ihren Betrieb gefunden und sehen den weiteren Verhandlungen entgegen? Dann geht es nach einer Due Diligence darum, den Firmenwert zu berechnen. Denn er bildet eine zentrale Grundlage für den Kaufpreis.


Das Wichtigste in Kürze:

  • Wer ein Unternehmen kaufen oder verkaufen möchte, muss dessen Wert möglichst realistisch einschätzen können. Denn der Kaufpreis leitet sich in aller Regel vom Unternehmenswert ab.
  • Der Unternehmenswert ist jedoch keine objektive Größe. Abhängig von den berücksichtigten Faktoren und der bei der Berechnung angewandten Methode kann das Ergebnis unterschiedlich ausfallen.
  • Drei typische Verfahren zur Berechnung des Firmenwerts sind die Ertragswertermittlung, die Substanzwertermittlung und die EBIT-Ermittlung.


Definition Unternehmenswert

Es lässt sich nicht vermeiden: Wer einen Betrieb selbst aufgebaut hat und diesen vielleicht sogar als sein Lebenswerk betrachtet, wird dessen Wert meist emotional höher einschätzen als ein Kaufinteressent und eine Kaufinteressentin, die ohne bestimmte Bindung mehrere Unternehmen im Vergleich sehen. Verschiedene Methoden unterstützen dabei, den Unternehmenswert professionell als Geldbetrag zu ermitteln und damit Käufer- und Verkäufer-Seite eine rationale Grundlage zur Verfügung zu stellen.

Dennoch gibt es keinen objektiven Unternehmenswert. Das Ergebnis bleibt immer abhängig davon, welche Faktoren beim Ermitteln berücksichtigt werden und auf welches Verfahren zurückgegriffen wird. Es lässt sich also festhalten: Der für den Kauf oder Verkauf eines Betriebs ermittelte Unternehmenswert lässt sich definieren als eine Geldsumme, die die quantitativ messbare Bedeutung eines Unternehmens auf Grundlage bestimmter Faktoren und anhand eines bestimmten Verfahrens darstellt. Faktoren und Verfahren müssen dabei transparent sein, damit der Betriebswert eine Aussagekraft besitzt.

Weil der Unternehmenswert als Geldbetrag angegeben wird, kann er leicht mit dem angemessenen Kaufpreis verwechselt werden. Obwohl sich der Kaufpreis natürlich am ermittelten Wert orientieren sollte, ist er mit diesem jedoch nicht identisch. Der Kaufpreis kann im Gegensatz zum Wert frei verhandelt werden. Beim Preis spielen letztlich Angebot und Nachfrage eine entscheidende Rolle. Anders ist das natürlich möglicherweise, wenn ein Betrieb innerhalb der Familie weitergegeben werden soll und ein symbolischer Preis vereinbart wird.

Tipp: Nehmen Sie für die Bewertung eines Unternehmens unbedingt erfahrene professionelle Unterstützung in Anspruch. Wenden Sie sich beispielsweise an Ihre Sparkasse, eine renommierte Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfer:innen oder Steuerberater:innen mit Erfahrung in der Unternehmensbewertung.


Faktoren, die häufig in die Berechnung einfließen

  • Was kann mit einem Unternehmen verdient werden? (vgl. unten: EBIT- und Ertragswertverfahren)
  • Welche Chancen und Risiken gibt es? (Lesen Sie hierzu auch unseren Themenartikel zur Due Diligence.)
  • Wie haben sich die Zahlen (u. a. Umsatz, Einnahmen, Ausgaben, Gewinn) in den letzten Jahren entwickelt?
  • Wie steht das Unternehmen am Markt da und welche Trends, Entwicklungen und Konkurrenzprodukte gibt es?
  • Welche Sachwerte stecken im Unternehmen (vgl. unten: Substanzwertverfahren) und welche Investitionen stehen ggf. an?
  • Wie wird sich voraussichtlich ein Wechsel an der Unternehmensspitze auswirken?


3 typische Verfahren zur Unternehmensbewertung: Ertragswert, Substanzwert und EBIT

1. Ertragswert

Das Ertragswertverfahren ist die gängigste Form für die Ermittlung des Unternehmenswerts. Dabei werden zunächst vergangene, um bestimmte Posten bereinigte Erträge und Ertragsüberschüsse betrachtet. Oft wird als Ausgangsbasis der Durchschnitt der letzten drei Jahre verwendet. Anhand dessen wird versucht, auch unter Berücksichtigung der Due Diligence, auf die Auswirkungen der Planungen der Käufer-Seite (zum Beispiel geplante Investitionen, Marketing, Kosten usw.) zu schließen und damit zukünftige Ertragsüberschüsse vorherzusagen.

Diese werden dann über einen sogenannten Kapitalisierungszinsfuß abgezinst. Der Kapitalisierungszinsfuß soll berücksichtigen, dass mit den Überschüssen eine Rendite erzielt werden kann und die prognostizierten zukünftigen Erträge zeitlich für den aktuellen Zeitpunkt vergleichbar machen, indem zum Beispiel die prognostizierte Entwicklung der Inflation kommender Jahre mit einbezogen wird. Für das Unternehmerrisiko wird je nach Branche ein bestimmter Faktor mitberücksichtigt.

Der Unternehmenswert ist hier also die bereinigte Summe der damit zukünftig erzielbaren Einnahme-Überschüsse in den Folgejahren. Eine Problematik des Ertragswertverfahrens ist, dass sich Entwicklungen in der Zukunft letztendlich nicht allein auf Grundlage der Vergangenheit vorhersagen lassen.


2. Substanzwert

Bei diesem Verfahren wird der Unternehmenswert daran bemessen, was es kosten würde, den Betrieb quasi noch einmal nachzubilden. Dafür wird der Verkehrswert aller zentralen Gegenstände im Unternehmen addiert, wobei deren Zustand und durchschnittliche Lebensdauer berücksichtigt werden. Schulden und andere Verbindlichkeiten werden davon abgezogen. Das Ergebnis ist der Substanzwert.

Grundsätzlich sind es jedoch natürlich nicht nur dingliche Gegenstände, die für den Erfolg eines Betriebs wichtig sind. Um wirklich aussagekräftig für den Unternehmenswert zu sein, müsste also etwa die Leistung von Beschäftigten mit einfließen. In der Praxis ist es allerdings schwierig, deren Wert in einem Geldbetrag zu schätzen.


3. Earnings before interest and taxes (EBIT)

Das EBIT-Verfahren ermittelt den Unternehmenswert auf Grundlage des bisherigen und des voraussichtlichen Gewinns vor Zinsen und Steuern, also des Betriebsergebnisses ohne Berücksichtigung von Zinsen und Steuern. Dafür wird der Durchschnittswert aus sechs Jahren verwendet: den letzten zwei Jahren, dem voraussichtlichen Ergebnis im laufenden Jahr und dem der folgenden drei Jahre (auf Grundlage der Pläne der Käufer-Seite). Der Durchschnitt daraus wird mit einer Zahl multipliziert, die sich an der jeweiligen Branche orientiert. Das Ergebnis hat somit eine ähnliche Problematik wie der Ertragswert: Es stößt an Grenzen bei der Vorhersage zukünftiger Entwicklungen. Außerdem bekommt der Branche eine besonders hohe Bedeutung zu.


Tipp: Die drei Methoden unterscheiden sich noch einmal vom Marktwert. Dieser hängt von Angebot und Nachfrage ab und kann damit ebenfalls eine entscheidende Rolle für den Kaufpreis eines Unternehmens spielen.


Häufige Fragen zum Unternehmenswert:

Was ist der Wert eines Unternehmens?

Der für den Kauf oder Verkauf eines Betriebs ermittelte Unternehmenswert ist ein Geldbetrag, der auf Grundlage bestimmter Einflussfaktoren und anhand einer bestimmten Methode erhoben wird. Der Unternehmenswert ist keine objektive Größe, sondern das Ergebnis ist abhängig von den verwendeten Faktoren und der angewandten Erhebungsmethode.


Wie berechnet man den Wert eines Unternehmens?

Je nachdem, welches Verfahren angewendet wird, wird unterschiedlich berechnet. Am typischsten ist das Ertragswertverfahren. Dabei werden vergangene Erträge um bestimmte Positionen bereinigt und Ertragsüberschüsse betrachtet. Anhand dieser Werte der Vergangenheit wird versucht, auf die Auswirkungen geplanter Maßnahmen der Käufer-Seite zu schließen und damit zukünftige Erträge und Ertragsüberschüsse vorherzusagen. Dabei wird auch die Risikobewertung einbezogen. Das Ergebnis wird abschließend bereinigt, indem es über einen Kapitalisierungszinsfuß abgezinst wird.


Was ist der Substanzwert einer Firma?

Der Substanzwert ist die Summe des Verkehrswerts aller zentralen Gegenstände im Unternehmen abzüglich von Schulden und anderen Verbindlichkeiten. Es wird also der Wert aller für den Betrieb wichtigen Gegenstände addiert – unter Berücksichtigung von deren Zustand und deren voraussichtlicher Lebensdauer. Schulden und andere Verbindlichkeiten werden davon abgezogen.


Wie steigt der Wert eines Unternehmens?

Der Unternehmenswert steigt unter anderem, wenn der Gewinn eines Unternehmens steigt oder voraussichtlich steigen wird. Der Marktwert eines Unternehmens ist dabei zudem abhängig von Angebot und Nachfrage; er steigt also etwa, wenn die Nachfrage bei gleichem Angebot steigt oder sich das Angebot bei gleicher Nachfrage verringert oder die Nachfrage steigt, während das Angebot sinkt.


Ist die Bilanzsumme der Wert des Unternehmens?

Der Unternehmenswert ist keine objektive, feste Größe. Welcher konkrete Unternehmenswert angegeben wird, ist abhängig davon, welche Faktoren beim Ermitteln berücksichtigt werden und auf welches Verfahren zurückgegriffen wird. Typische Verfahren sind beispielsweise das Ertragswert-, Substanzwert- und EBIT-Verfahren.


Was beeinflusst den Wert eines Unternehmens?

Verschiedene Aspekte beeinflussen den Wert eines Betriebs. Dazu gehören unter anderem:

  • Voraussichtliche Erträge und Gewinne
  • Voraussichtliche Chancen und Risiken
  • Entwicklung der Umsätze, Einnahmen, Ausgaben, Gewinne in den letzten Jahren
  • Marktposition, Trends, Entwicklungen (auch Branchenentwicklungen) und Konkurrenzprodukte
  • Sachwerte im Unternehmen und anstehende nötige Investitionen